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AfA besucht Bäckerei Kanne in Lünen

Am 24.01.2018 traf sich die AfA (Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen) im SPD Unterbezirk Unna zu einer Betriebsbesichtigung bei der Bäckerei Kanne in Lünen.

Am Hauptsitz des Unternehmens besichtigte man zunächst die „Backstube“ bevor man anschließend in eine rege Diskussion mit Geschäftsführer Wilhelm Kanne jun. einsteigen konnte.

Auch wenn die Arbeitnehmerfragen im Vordergrund standen konnte man sich jedoch auch ein beeindruckendes Bild über das Unternehmen und den Umgang mit den Naturprodukten machen.

Selbstverständlich standen auch die Themen E-Mobilität und umweltfreundliche Verpackungen auf dem Programm.

Diskussion zu Fragen der Ausbildung

 Einführung

Arbeitsmarktstatistik

Die Arbeitsmarktstatistik weist für die Stadt Lünen im Dezember 2017 329 junge Arbeitslose <25 Jahre aus (Kreis Unna: 1.045). Im Vergleich zum Vorjahr ist das in Lünen ein Anstieg um +38 junge Menschen.

Ausbildungsmarkt

Der Ausbildungsmarkt im Kreis Unna weist im Herbst 2017 für den Kreis Unna 113 unversorgte Bewerber aus. Die Relation Ausbildungsstellen / Bewerber beträgt für Lünen 0,55 (Kreis Unna: 0,61).

Weitere Merkmale sind:

  • Trotz Stellenmangels gibt es Betriebe, die keine Bewerber finden
  • Ausbildungswünsche und Ausbildungsbedarfe weichen voneinander ab: 129 unbesetzte Azubi-Stellen
  • Die Anzahl der Ausbildungsbetriebe sinkt seit Jahren, 2016 auf 25,6%

 

Die Bäckerei Kanne zeichnet sich dadurch aus, dass sie seit Jahren einer der größten Ausbildungsbetriebe in Lünen ist: Von ca. 400 Mitarbeitern sind 65 Auszubildende, das entspricht einer Ausbildungsquote von etwa 17 Prozent.

Daneben zeichnet sich die Firma Kanne durch eine vorbildliche nachhaltige und umweltfreundliche Produktion aus.

 Maßnahmen des Kreises Unna gegen Jugendarbeitslosigkeit

Der Landrat Michael Makiolla sieht das Ziel, die Jugendarbeitslosigkeit bis 2020 zu halbieren, in Gefahr. Es muss mit geeigneten Maßnahmen nachgesteuert werden:

  • Abbau von schulischen und sonstigen Defiziten durch Ausbildungs-Vorbereitungsklassen an den Berufskollegs
  • Verbesserte Ausbildungschancen, indem Schulen und Unternehmen zusammen arbeiten
  • Förderung der Ausbildungschancen durch Vernetzung von Wirtschaft, Handel und Industrie

 Zitate vom früheren NRW-Arbeitsminister Rainer Schmeltzer:

  • „Die duale Ausbildung ermöglicht jungen Menschen den Einstieg in Beruf und Karriere“,
  • „Betriebe sollten die Chance konsequent weiter nutzen, ihren Fachkräftebedarf zu sichern.“
  • „Wir müssen weg vom Akademisierungswahn.“

Das Ministerium für Arbeit, Integration und Soziales (MAIS) in NRW und die NRW-IHK starteten 2016 die Kampagnen: „In drei Jahren Weltklasse“und „Wir zeigen, wie attraktiv Ausbildung ist.“

Die rot-grüne Landesinitiative „Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KaoA) unterstützt gezielt den Übergang von Schule in den Beruf.

Aussagen waren:

  • 20 bis 30 Prozent Studienabbrecher sind teuer für das Land.
  • Auszubildende verdienen bereits vom ersten Tag ihrer Lehre Geld.

Notizen aus der Diskussion

Wilhelm Kanne jr. stellt dar, dass sich der Fachkräftemangel auch bei Bäckern bemerkbar macht.  Zur Lösung komplexer Anforderungen müssen Auszubildende mitdenken.

Er lobt die gute Arbeit im Vorfeld, macht aber deutlich, dass heute auch im Handwerk komplexes Wissen benötigt wird. Neben der Vermittlung betrieblichen Wissens wird viel Zeit für die Prüfungsvorbereitung verwendet. Eine intensive Prüfungsvorbereitung dient auch zur Förderung der Eigenmotivation der Azubis.

Am Arbeitsmarkt herrscht Vollbeschäftigung, daher kann der Betrieb bei Einstellungen kaum auswählen. Da weniger Bewerber zur Auswahl stehen, ist die Quote der Abbrüche von früher 20% auf heute ca. 30% gestiegen.

Die Firma Kanne sieht bei Flüchtlingen ein neues Potential zur Deckung des Fachkräftebedarfs.

Im Betrieb ist die Sprachbarriere vergleichsweise niedrig. Günstig wäre es, wenn für Flüchtlinge die Ausbildungsangebote in Sprache und Schrift verbessert werden können, oder wenn Flüchtlinge ihre Prüfung beispielsweise in Englisch ablegen könnten.

Für die Firma Kanne war es ungewohnt, das Bäcker- und Konditorhandwerk zu vermarkten.

Eine hohe Bedeutung misst W. Kanne jr. Der Vernetzung von Unternehmen und Schule zu.

Der Betrieb hat gute Erfahrungen mit einer Lernpartnerschaft mit der früheren Hauptschule Wethmar gemacht. Der Erfolg hing allerdings an einzelnen Lehrern.

Das Praktikum in der 7. Klasse verlangt aus Sicht des Jugend- und Arbeitsschutzes hohe Aufmerksamkeit, wenn die Jugendlichen jünger als 16 Jahre sind.

Die Firma Kanne hat inzwischen neue Lernpartnerschaften geknüpft.

Das wichtigste ist eine gute Ausbildung, danach ist die Vernetzung/Kontakt Schule – Betrieb wichtig.

Kanne bietet immer Praktikumsplätze an.

Ausbildung muss im Unternehmen gefördert werden. Dazu dienen auch Förderprogramme der Bundesagentur für Arbeit wie die assistierte Ausbildung (AsA) und Ausbildungsbegleitende Hilfen (abH).

Weitere Themen waren:

Nachhaltige Produktion

Grundlage ist die Unternehmensphilosophie der Firma Kanne.

Während der Betriebsbesichtigung informiert W. Kanne jr. die Gäste über weitgehend ökologische Auswahl der Einsatzmaterialien sowie auf enorme Schwankungen der Bezugspreise hin. Er sensibilisiert für die gebotene Vorsicht beim Bezug von Weizenmehl (Manche Bauern setzen Glyphosat ein).

Energieeffizienz

Der SPD Bundestagsabgeordnete weist auf die Energieeffizienz und die Nachhaltigkeit in der Produktion. Er beschreibt am Beispiel der Getränkeflaschen die geschlossene Kreislaufwirtschaft in Lünen hin.

Derzeit erzeugt Kanne 1,2 Mio. KWh regenerativen Strom, davon werden über 60% in der Produktion genutzt, der verbleibende Strom wird ins Netz eingespeist. Wilhelm Kanne jr. berichtet über die Planungen der Umrüstung auf Elektrofahrzeuge  auf Basis des StreetScooters. Nach Einsatz von zusätzlichen Elektrofahrzeugen kann die Eigennutzung des regenerativ erzeugten Stroms erhöht werden.

Klimaneutrale Verpackungen

Die Firma Kanne wird kurzfristig auf klimaneutrale Verpackungen, die vollständig recycelt werden können, umstellen.

 

Vor der Diskussion stand eine Besichtigung der "Backstube" auf dem Programm!

Vor der Diskussion stand eine Besichtigung der „Backstube“ auf dem Programm!

 

 

Der AfA Unterbezirk Unna zu Gast bei der Fa. Kanne! Foto: Peter Fiedler - Ruhrnachrichten Lünen

Der AfA Unterbezirk Unna zu Gast bei der Fa. Kanne!
Foto: Peter Fiedler – Ruhrnachrichten Lünen